Obdachlose bekommen ohne Vorbedingung eigene Wohnung

Obdachlose bekommen ohne Vorbedingung eigene Wohnung

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Obdachlose bekommen ohne Vorbedingung eigene Wohnung

In den USA und anderen europäischen Städten ist es ein Erfolg: Bei "Housing First" bekommen auf der Straße lebende Menschen ohne Vorbedingungen eine eigene Wohnung vermittelt. Auch Berlin erprobt das Projekt in den nächsten drei Jahren.

Berlin startet ein in den USA entwickeltes dreijähriges Modellprojekt zur Beendigung von Obdachlosigkeit. Bei „Housing First“ bekommen auf der Straße lebende Menschen ohne Vorbe- dingungen eine Wohnung mit eigenem, unbefristetem Mietvertrag, wie Berlins Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) am Montag in der Bundeshauptstadt erläuterte. Begleitend erhalten sie Beratung und Unterstützung von Sozialarbeitern. Mit der eigenen Wohnung und den Hilfsangeboten sollen die Menschen den Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben finden, sagte Breitenbach.

Projektpartner sind die in der Sozial- und Jugendhilfe aktive gemein- nützige Neue Chance gGmbH, die Berliner Stadtmission und der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF). Alle drei sind seit Jahren in der Obdach- und Wohnungslosenhilfe aktiv. So betreibt der SkF unter anderem die Tagesstätte für obdachlose Frauen „Evas Haltestelle“. Ziel ist es, über einen Zeitraum von drei Jahren 70 bis 80 wohnungs- lose Menschen, darunter ein bestimmter Prozentsatz an Frauen, mit einer eigenen Wohnung zu versorgen, sagte Breitenbach.

Die Projektträger suchen die Wohnungen und bieten die begleitenden Unterstützungsangebote an. Dafür wurden eigens 9,5 Vollzeitstellen geschaffen. Die Miete wird vom Jobcenter oder dem Sozialamt über- nommen. Die Senatssozialverwaltung stellt in diesem Jahr 195.000 Euro und im kommenden Jahr 580.000 Euro für das Modellprojekt zur Verfügung, das bereits in Amsterdam, Lissabon und Kopenha-gen erfolgreich erprobt wurde. Die gleiche Summe ist im Folgejahr vorgesehen. Die Projekte werden wissenschaftlich begleitet.

Sie hoffe nun auf die Unterstützung von Vermietern, besonders auch der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften, sagte Breitenbach. Berlin habe zwar ein gut ausgebautes und weit verzweigtes System der Obdachlosenhilfe. Aber diese Hilfe komme nicht bei allen Betroffenen an. „Housing First“ sei ein weiterer Baustein, um Menschen von der Straße zu holen, sagte die Sozialsenatorin.

Die Erfahrungen aus den USA und anderen europäischen Städten zeigten, dass „Housing First“ sehr gut funktionieren kann, sagte der Geschäftführer der Neuen Chance gGmbH, Ingo Bullermann. Das Team des Projektes bestehe neben Sozialarbeitern auch aus Hauswirtschaftskräften, die den Obdachlosen in den Wohnungen praktische Hilfe anbieten und einem Mitarbeiter, der sich um die Akquise von Wohnungen kümmert.

Um ein mögliches wirtschaftliches Risiko für den Vermieter gering zu halten, muss jeder mit einer Wohnung versorgte Obdachlose verpflichtend eine Hausrats- und Haftpflichtversicherung abschließen. Zudem wird für mögliche Schadensfälle zusätzlich ein Sicherungsfonds eingerichtet.

Der Sozialdienst katholischer Frauen wird dabei ausschließlich obdachlose Frauen in Wohnungen vermitteln. Diese seien auf der Straße in besonderer Härte Gewalt ausgesetzt und brauchten einen sicheren Schutzraum, sagte SkF-Bereichsleiterin Elke Ihrlich. In einer eigenen Wohnung könnten sie sich erholen, wieder „Kraft schöpfen“ und ihr Leben neu organisieren. „Wir stehen ihnen dabei beratende zur Seite - wenn sie es wollen“, sagte Ihrlich. (epd)

Foto: CC0, pixabay.de

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