02/07/2024 0 Kommentare
Gedenken an Deportation Berliner Juden
Gedenken an Deportation Berliner Juden
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Gedenken an Deportation Berliner Juden
Mit einer im Internet übertragenen Veranstaltung ist am Sonntag in Berlin an den Beginn der Deportationen von Juden aus der Hauptstadt vor 79 Jahren erinnert worden. Der Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses, Ralf Wieland (SPD), rief am Mahnmal "Gleis 17" am Bahnhof Berlin-Grunewald dazu auf, "gemeinsam dafür zu sorgen, dass so etwas nicht wieder geschieht".
So sei es nicht hinnehmbar, wenn heute Jüdinnen und Juden in Berlin wieder fürchten müssten, ihren Glauben offen auszuleben. Diese Menschenfeindlichkeit sei nicht zu akzeptieren, sagte Wieland: "Anschläge wie in Halle oder Hanau dürfen sich nicht wiederholen." Nötig sei Prävention durch Aufklärung und Bildung: "Oft genug beruhen Ressentiments und Hass auf Unverständnis", sagte der SPD-Politiker. Politiker würden dabei als Vorbilder und Gestalter gesetzlicher Rahmenbedingungen eine besondere Verantwortung im Kampf gegen den Antisemitismus tragen.
Am 18. Oktober 1941 verließ der erste sogenannte Osttransport den Berliner Bahnhof Grunewald in Richtung Litzmannstadt, heute Lodz. In dem Zug waren mehr als 1.000 jüdische Kinder, Frauen und Männer. Insgesamt wurden in der NS-Zeit mehr als 50.000 Berliner Juden ermordet. Ab 1942 fuhren Deportationszüge auch vom Anhalter Bahnhof und vom Güterbahnhof Moabit. Ziele waren Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager unter anderem in Minsk, Riga, Warschau, Theresienstadt, Sobibor und Auschwitz.
Der Vorsitzende der Ständigen Konferenz der NS-Gedenkorte im Berliner Raum, Axel Drecoll, sagte am Mahnmal "Gleis 17", zum würdigen Andenken der Opfer gehöre die kritische Beschäftigung mit Vergangenheit und Gegenwart. Dazu zähle auch, sich heute mit aller Entschiedenheit dem Antisemitismus entgegenzustellen.
Drecoll warnte dabei vor einer schleichenden Ausgrenzung von Juden: "Im alltäglichen Sprachgebrauch, sogar in parlamentarischen Debatten, halten wieder antisemitische, diskriminierende und rassistische Begriffe Einzug." Zudem würden immer wieder Jüdinnen und Juden in deutschen Städten verunglimpft oder gar angegriffen. "Um unsere Zukunft zu sichern, müssen wir uns diesen Entwicklungen mit aller Entschiedenheit entgegenstellen", sagte Drecoll, der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten ist. Zum Abschluss der Veranstaltung wurde vom Berliner Gemeinderabbiner Jonah Sievers zum Totengedenken das jüdische Kaddisch-Gebet gesprochen.
Seit 2011 wird am Bahnhof Grunewald an die Deportationen erinnert. Die Initiative dazu ging von der Schriftstellerin und Holocaust-Überlebenden Inge Deutschkron aus. Das Denkmal "Gleis 17" wurde von der Deutschen Bahn 1998 als Mahnmal zur Erinnerung an die Rolle der Reichsbahn im Dritten Reich errichtet. (epd)
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