02/07/2024 0 Kommentare
Christus als blauer Blitz – Altarbildverhüllung in der Paul-Gerhardt-Kirche
Christus als blauer Blitz – Altarbildverhüllung in der Paul-Gerhardt-Kirche
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Christus als blauer Blitz – Altarbildverhüllung in der Paul-Gerhardt-Kirche
Der Künstler Klaus Killisch ist bekannt dafür, hochgeistigen Stoff unterhaltsam zu präsentieren. Das ist traditionell bei ihm eine malerische Angelegenheit, die unterfüttert wird mit ausschweifendem popmusikalischem Interesse und der besonderen Begabung, mit Hammond-Orgel und Fender-Gitarre (Marke: Eigenbau) enthusiastische Neugierde und Klangforschung aufs Feinste zu verschmelzen.
Killisch gelingt es immer wieder, komplizierte Themen auf amüsant unangestrengte Weise zu präsentieren. Sein Stil des Aufbrechens beziehungsweise der Überlappung von Kategorien ist sein aufklärerischster Akt. Sein Formbewusstsein ist bis heute be- eindruckend.
Das betrifft auch Killischs Altarbildverhüllung in der Paul-Gerhardt-Kirche, Berlin-Prenzlauer Berg.
Aber anders als das klassische Fastenvelum, das die körperliche Buße des Fastens mit der geistlichen zu verknüpfen anregt, ist Killischs Ansatz einer der Beeindruckung und der protestantischen Exegese. Killisch ist der erste Künstler im Rahmen des Projekts, der sein Konzept auf einem Zitat der Darstellung des auferstandenen Christus von Gerhard Noack (1910), das den Altar der Paul-Gerhardt-Kirche normalerweise ziert, aufbaut.
Formal offeriert Killisch eine Mischung aus collagierten fotografischen Elementen und Malerei. Inhaltlich bekennt er sich auf Basis der Bergpredigt zur Trinität von Glaube, Liebe und kontemplativer Revolution. Er ist ein Kenner der amerikanischen Hippie-Kultur. Er liebt ihre anmaßenden musikalischen Inszenierungen, ihre improvisationsgesteuerte Deregulierung der Verhältnisse, den Jam des Unberechenbaren. Seine Bildkomposition atmet den Geist friedlich-freundlich-erweckter Weltverbesserer. Malerisch beschwingt, preist Killisch ein Christsein, das er gebunden sieht an das Ethos der Tat, so wie es zum Beispiel über alle politischen und Konfessionsgrenzen hinweg vorbildhaft von Frère Roger, seiner Ordensge- meinschaft im französischen Taizé und Tausenden Anhängern weltweit gelebt und durch die großen Jugendkonzile seit den 1970er Jahren gefeiert wurde.
(Christoph Tannert)
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