02/07/2024 0 Kommentare
Theologen fordern Einsatz gegen Antisemitismus und Rechtspopulismus
Theologen fordern Einsatz gegen Antisemitismus und Rechtspopulismus
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Theologen fordern Einsatz gegen Antisemitismus und Rechtspopulismus
Der frühere EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider hat zur Bekämpfung des Antisemitismus aufgerufen. In Europa, Deutschland und Berlin sei eine verstärkt auftretende Judenfeindschaft festzustellen, sagte der ehemalige höchste Repräsentant der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Sonntag laut Manuskript bei der Eröffnung der christlich-jüdischen "Woche der Brüderlichkeit" in Berlin. Dies dürfe nicht hingenommen werden. "Widerspruch und Widerstand sind nötig", betonte der Theologe: "Wie müssen Stellung beziehen in Worten und Taten."
Die Erfahrungen von Jüdinnen und Juden in Deutschland und Europa würden immer bedrückender. Auch der Staat Israel werde von gewalttätigem Antisemitismus bedroht. Im politischen Raum der Bundesrepublik sei "öffentlich ein judenfeindliches Reden möglich" geworden, das vor noch nicht langer Zeit für undenkbar oder nicht sagbar gehalten worden sei. "Es hat sich etwas verschoben in unserem Land", betonte Schneider: "Ein Ungeist will den Bereich der Normalität erobern, Tabugrenzen werden verschoben, Grenzen des Anstands auch."
Dagegen müsse auch öffentlich Partei ergriffen werden. Neutralität sei "eine zerstörerische Option", wenn es um grundlegende Rechte, die Erinnerungskultur im Land, das Leben und die Würde von Menschen und Angriffe gegen Jüdinnen und Juden gehe, betonte der Theologe. Judenfeindschaft sei ein "Anschlag auf die Würde aller Menschen".
Das Erstarken des rechtsextremen Flügels der AfD bringe eine neue Qualität der Judenfeindschaft mit sich, betonte der Theologe weiter. Es sei alarmierend, dass diese Partei stärkste Oppositionspartei im Bundestag ist und stärkste politische Kraft in den ostdeutschen Bundesländern zu werden drohe.
Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, betonte, die Art des Zusammenlebens von jüdischen und nicht-jüdischen Bürgern sei der Lackmustest der Demokratie in Deutschland. Neu aufflammende Judenfeindschaft, auch an Schulen, dürfe nicht hingenommen werden, forderte Dröge laut Redemanuskript. Über die politische Entwicklung im Land nur beunruhigt zu sein, reiche nicht aus.
"Die Anfänge haben wir bereits zugelassen und haben ihnen nicht ausreichend Widerstand entgegengesetzt", betonte Dröge. Nun müssten klare Handlungsstrategien entwickelt, die Brandstifter beim Namen genannt und "die Lügengebäude der Rechtspopulisten" mit klaren Worten entlarvt werden.
Zivilgesellschaft und Verantwortungsträger im Land müssten gemeinsam den Rechtspopulismus zurückdrängen und Menschenwürde und Menschenrechte verteidigen, betonte Dröge. Der Rechtspopulismus sei "nichts anderes als ein zivilisatorischer Rückschritt", der die historischen Erfahrungen mit Füßen trete. Im Kampf gegen den Antisemitismus müsse zudem die Gegenwart jüdischen Lebens ein viel stärkeres Gewicht bekommen. (epd)
Foto: © Andreas Schoelzel
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