Anglikanische St. Georgskirche

Erste anglikanische Gottesdienste wurden in Berlin bereits in den 1830er-Jahren abgehalten. 1855 diente das Torhaus vom Schloss Monbijou an der Oranienburger Straße als English Chapel. König Friedrich Wilhelm IV. stellte für Gottesdienste auch den Theatersaal des Schlosses zur Verfügung. Die wachsende Gemeinde errichtete zwischen 1884 und 1885 unter der Schirmherrschaft der in England geborenen preußischen Kronprinzessin Victoria das erste eigene Kirchengebäude in Berlin, die St. George’s Anglican Church, auf dem Gelände von Schloss Monbijou. Die Kirche stand unter königlichem Schutz und wurde aus Spenden anlässlich der Silberhochzeit des preußischen Kronprinzenpaares finanziert. Architekt Julius Carl Raschdorff unternahm eine Studienreise nach England, um sich mit dem anglikanischen Kirchenbau vertraut zu machen. Sein Entwurf wurde mit hellem schlesischem Sandstein und gesprengten Granitfindlingen realisiert, das Dach mit farbigem Schiefer gedeckt.

Im Jahr 1888 besuchte Queen Victoria die Kirche. Am 25. Mai 1913 besuchten König George V. und seine Gemahlin Mary einen Gottesdienst in der Kirche. Als einzige anglikanische Kirche in Deutschland blieb St. George’s auch während des Ersten Weltkriegs geöffnet, da sie unter dem Schutz Kaiser Wilhelm II. stand.

In den 1920er und 1930er Jahren konnte die Kirche nur mühsam offen gehalten werden, die Gemeinde hatte finanzielle und Existenzsorgen. Der anglikanischen Gemeinde gehörten damals nicht nur Briten, sondern auch Amerikaner, Deutsche, Inder, Chinesen, Finnen und Russen an.

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde die Kirche geschlossen und 1943 und 1944 von Bomben der Alliierten getroffen. Die DDR setzte im Zusammenhang mit der Enttrümmerung des Berliner Stadtzentrums und nach der Teilung Berlins 1949 den Abriss des kriegsbeschädigten Schlosses Monbijou und den Abriss des Kirchengebäudes durch.


Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/St._George%E2%80%99s_Church_(Berlin)

Foto: Julius Raschdorff - https://doi.org/10.25645/yygy-yqx3, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=98906892